Des einen Leid ist des Anderen Umsatz

Während das BAG weiterhin keinen Finger rührt um Verkaufsverbote bei der E-Zigarette zu korrigieren, bedanken sich die grossen Tabakkonzerne für die Chance, den Markt in aller Ruhe aufzurollen.

Das Bundesamt für Gesundheit hat den Auftrag, sich für die Gesundheit des Volkes einzusetzen. Und die machen da in ganz vielen Bereichen einen tollen Job, wofür ich als Bürger herzlich danke. Allerdings gilt das definitiv nicht für den Bereich der E-Zigarette.

Ja, E-Zigaretten sind schon besser…

… aber immer noch nicht gesund und deshalb verhindern wir den Verkauf von nikotinhaltigen Liquids, so die Meinung des BAG. Wohlgemerkt, der Konsum dieser Flüssigkeiten ist völlig erlaubt, sofern man diese im Ausland einkauft und selbst importiert. Alleine das ist blosses Schildbürgertum, aber es geht noch weiter.

Weil wir hier keine Gesetzgebung haben – und diese noch in weiter Ferne liegt – ist es absolut zulässig, selbst Kindern E-Zigaretten zu verkaufen. Dazu gibt’s ein feines Liquid, das nach Erdbeere, Kaugummi oder Apfelkuchen schmeckt, mmmhhh. Und dann diskutieren wir die Frage, ob Kinder wohl mit der E-Zigarette den Einstieg ins Rauchen schaffen? Dieser sog. Gateway-Effekt wäre eine Gefahr, wüsste man mit seinem gesunden Menschenverstand nicht, dass kaum jemand von süssen Geschmacksrichtungen plötzlich zu einer eher stinkenden Zigarette wechselt. Aber das ist wieder ein anderes Thema, lassen wir das.

Noch viel besser sind E-Zigaretten mit Tabak drin

Bei den sog. Burn-not-heat-Systemen schiebt das BAG keinerlei Riegel. Diese verdampfen ähnlich einer E-Zigarette, einfach der «Stoff» dazu ist ein anderer: statt Liquids wie bei der E-Zigarette werden hier Heat-Sticks verwendet, die Tabak enthalten – und damit auch Nikotin. Aber bei diesen Erzeugnissen handelt es sich trotz der identischen Volksbezeichnung E-Zigarette eben um Tabakprodukte, bei denen ganz andere Gesetze gelten. Und da steht eine ganz andere Lobby dahinter, so dass die grossen Tabakkonzerne nun so richtig Gas geben können, um ihre Produkte auf dem Markt zu festigen.

Ich habe mich vor Monaten dazu geäussert, wie fair ich es finde, wenn Grosskonzerne Ihre Dampf-Produkte massiv vermarkten dürfen, gesehen am Beispiel IQOS. Da lief und läuft eine Plakatkampagne, eine Printkampagne, Degustationen an jedem grösseren Kiosk, Preisaktionen, kostenloses Ausprobieren zuhause, und noch mehr. Natürlich verstehe ich Philip Morris, die jede erdenkliche Werbeart nutzen, um ihr Produkt zu vermarkten. Und sie haben dabei auch grossen Erfolg! Grundsätzlich freut es uns für jeden, der von der Zigarette wegkommt. Und genau diese Unterstützung wäre ja auch der Auftrag des BAG.

Diese Woche habe ich bei einem Einkauf bei einem Food-Grossverteiler einen Code bekommen, dank dem ich eine Glo, das Parallelprodukt von British Tobacco, kostenlos bestellen kann. Und nachdem ich mich zuerst genervt habe darüber, dass auch das zulässig ist, habe ich dann einen ganz anderen Versuch gestartet. Ich habe mir fünf Teenager unter achtzehn Jahren geschnappt, die ich schulisch unterrichte. Und habe sie testen lassen, wer sich so eine Glo besorgen kann, der Code hat ja Allgemeingültigkeit. Weil da ja gemäss British Tobacco eine sehr effiziente Altersprüfung stattfindet bevor die Geräte ausgeliefert werden. Und siehe da, heute habe ich fünfmal die Rückmeldung bekommen, dass die Glo angekommen ist – in einem Fall wurde sie von den Eltern abgefangen, sonst aber nicht.

Jetzt sitzen also vier Teenager da mit einem sicherlich tollen Produkt, das sie keinen Rappen gekostet hat und wozu führt? Genau, dazu zu dampfen, mit Tabak, mit Nikotin. Und ich vermute, dass der Weg von diesem Produkt zur normalen Zigarette nicht ganz so weit ist wie der vom süssen Liquid. Aber das denke vielleicht ja nur ich, auf jeden Fall aber nicht das BAG. Denn dieses erlaubt genau solche geschenkten heat-not-burn-Geräte ohne sich weiter drum zu kümmern. Weil es weiterhin damit beschäftigt ist, anderes zu tun.

Zum Beispiel mit den Vertretern der Tabakkonzerne essen zu gehen…

 

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